Nach meiner rückkehr aus meinem 6-wöchigen urlaub mit dem moped auf dem ho-chi-minh-pfad, was einfach sau geil war, hatte ich noch über die hälfte der stöcke zu schneiden – den rebschnitt mache ich immer komplett alleine - und war somit sehr hinten dran, denn bereits um den 20. März begannen die knospen stark zu schwellen. In der folge trieben die reben dann auch aus. Doch da viele, insbesondere die frostlagen, immer noch nicht geschnitten waren, entwickelten sich immer nur die am höchsten gelegenen knospen an den reben und da an jeder fruchtknospe auch ein geiztrieb steht und dieser „höher“ ist, trieben seine knospen aus , während die wichtigere fruchtknospe weiter ruhte. Die konsequenz davon war, dass nach beendetem rebschnit prakisch gar kein grün mehr an den reben war, das hätte frostanfällig sein können. Die nun verbliebenen fruchtknospen auf der bogrebe waren dann in der frostnacht so klein, dass ihnen die temperatur nicht schaden konnte. Übrigens, eine frostrute schneide ich prinzipiell auf jede rute und ich zähle dabei auch jede knospe!! Eigentlich ist es keine frostrute sondern ein psychologischer streich mit meiner mama. Früher, als ich nur eine rute schnitt, brach sie doch einige beim biegen ab, was mich sehr enttäuschte, also begann ich ihr zwei bügel anzubieten. Seit dem bricht sie praktisch keine mehr ab…………….
Ich habe mir von ein paar bauern neue konservendosen für die hausmacher wurst besorgt, mit basteldraht und in streifen gerissenen lappen hunderte von kerzen gebastelt, eine scheußliche mischung aus altöl und diesel hergestellt und diese flüssigkeit dann in die ausgeteilten kerzen gegossen und in der nacht angesteckt – es sah total magic aus!
Ach ja, die fabrik habe ich dieses jahr anders geschnitten, was ihr glück gewesen ist. Ich habe einen kordon geschnitten, in dem ich auf der alten bogrebe die zapfen so kurz anschritt, dass keine fruchtknospen mehr am stock sind. Es müssen sich nun an den „zapfen“ oder besser wir nennen es nur noch astring tief schlafende knospen bilden, die bei einem normal üblichen rebschnitt niemals aktiviert werden. Sie sind quasi die reserve der reserve! Ihre tauben sind immer etrwas ganz besonderes, denn bereits ihre form unterscheidet sich von den normalen und weil der austrieb etwa 12 tage später als bei den anderen erfolgt, gibt mein baby jetzt richtig gas und überholt die normalen trauben immer. Es ist übrigens die einzige methode, die zu keinem kompensativen verhalten des portugiesers führt.. alles klar?
Auf den betrieb betrachtet dürften die frostschäden etwa 3 % betragen, viel schlimmer ist der rhombenspanner, denn alle aus rheinhessen sind in meinen feldern und fressen tag und nacht meine knospen weg. Ich könnte kotzen und heulen. Im moment habe ich es zum prinzip gemacht meine hunderunden gezielt in den weinbergen zu machen um die raupen abzusammmeln – einmal morgens, einmal abends – wie das zähneputzen. Bis jetzt habe ich über 1000 raupen zwischen daumen und zeigefinger zerquetscht und über 20 % von meinen knospen an sie verloren. In allen anderen weinbergen der anderen winzer gibt es gar keinen knospenfraß! Warum ist meine welt nur so vollständig?
Apropos vollständig, meine ernte hat schon begonnen. Gestern holte ich prachtvollen wlden knoblauch und rucola aus den weingärten nach hause, die falken sind anfang märz in mein haus eingezogen und brüten genauso, wie unser gänsepaar, das die wilde begrünung auf dem hof ansonsten wunderbar kurz hält.
Gestern und heute waren die ersten weinbergsschnecken dieses jahr auf dem laureziberg zu beobachten. Sie genossen sichtlich das frische, ersehnte nass. Oh gott, es geht wieder los………..
Michel ohne Grenzen